In dieser Woche möchte ich nun endlich ein Thema aus dem Sack lassen, an dem ich schon seit einigen Monaten herumdenke und arbeite. Gehen wir kurz zurück in das Jahr 2023 … Ich bin noch in der Rolle des Geschäftsführers bei der BE-terna und lerne eine innovative Plattform namens viingx AG kennen. Im gleichen Zeitraum diskutiere ich wöchentlich mehrfach mit CIO’s der Modebranche die Auswirkungen des Lieferkettengesetzes auf die Applikationslandschaft der Modeunternehmen. Ich beginne zu zeichnen und verbinde visuell die Herausforderungen der Branche mit den technischen Möglichkeiten der viingx-Plattform. Das Ergebnis ist eine gezeichnete Landschaft mit einem großen HERZ in der Mitte, was die vielen Applikationen eines Unternehmens verbindet. Klingt im ersten Eindruck ziemlich simpel, oder?
Ich stelle diese Idee zwei vertrauten Personen aus der Branche vor. Sie mögen diesen Ansatz und nach 30 Minuten ist mir klar, dass diese innovative Idee am Markt dringend gebraucht wird und ich sie umsetzen muss. Ich freue mich, dass wir nun – ein Jahr später - einen Business Plan haben und gemeinsam mit der MSP AG und viingx die Idee unter dem Produkt- und Firmennamen heartpiece zum Leben erwecken können.
Ein Unternehmen hat aus historischen und praktischen Gründen viele richtige Applikationen in Betrieb, die sich über Schnittstellen unterhalten. Diese Applikationslandschaft sieht in jedem Unternehmen anders aus. Wie Gemälde der gleichen Landschaft in einer Kunstausstellung ebenfalls unterschiedlich aussehen, weil die Künstler (hier im Kontext die CIO’s) unterschiedliche Farben, Materialien, Leinwände, Bildgrößen und Kompositionen verwenden.
Nun droht aber eine Disruption in Form eines mittelschweren Sturmes diese Landschaft ordentlich durcheinanderzuwirbeln. Die Rede ist vom Lieferkettengesetz oder CSDDD, die Corporate Sustainability Due Diligence Directive als Richtlinie über die unternehmerische Sorgfaltspflicht im Bereich Nachhaltigkeit. Das Gesetz der Europäischen Union verpflichtet Unternehmen, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten zu erfüllen und zu dokumentieren.
In unserem Bild gesprochen: Unternehmen sind gezwungen, ihr Bild mit zusätzlichen Farben zu zeichnen. Und jetzt gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Wir nehmen die neuen Farben und pinseln hässlich überall noch ein paar Striche dazu ODER
b) WIR DENKEN DAS BILD NEU.
Technisch und praktisch gesprochen heißt das: Unternehmen sind verpflichtet, viel mehr Daten zu sammeln, zu speichern, aufzubereiten und weiterzugeben, als bisher notwendig und als ihnen lieb ist. Das ist enorm viel Arbeit und die Unternehmen führen aufwändige und teuer Anpassungen in ihren bestehenden Systemen und den relevanten Datenbank-Tabellen durch. Das bringt KEINEN EURO mehr Umsatz, der so dringend benötigt wird. Das sagen nicht nur die CIOs. Viele Unternehmen stöhnen noch über diesen Mehraufwand, der viel Geld für IT-Dienstleister kosten wird, die wiederum auch noch stark begrenzte Kapazitäten von passenden Fachkräften haben. Viele andere Unternehmen sehen die Chance auf einen richtigen Wandel und neue Chancen im Wettbewerb.
🎨 Also: Die neuen Farben kommen und alle CIOs werden kreativ zeichnen lernen müssen.
Ich gehöre zur Fraktion „Lass uns das Bild neu denken“ und sehe in der Mitte der Applikationslandschaft ein pulsierendes Herzstück. Der Bildfokus wird sich also neu definieren und die Bildkomposition wird in meinen Augen grundsätzlich verändert werden müssen.
Unser technisches heartpiece als Datenplattform in der Mitte einer Applikationslandschaft wird also mit PRODUKTDATEN aus Systemen wie PLM, PDM, ERP etc. versorgt. Diese Systeme müssen und dürfen nicht mehr unnötig im Standard verändert werden, was die Updatefähigkeit ja heute schon enorm beeinträchtigt.
Im heartpiece selbst werden diese vielen Daten um weitere notwendige Daten wie Bildmaterial, Videos, Texten und Übersetzungen angereichert und an konsumierende Verkaufskanäle weitergeleitet. Und die zusätzlichen Lieferkettendaten von Lieferanten nehmen wir per Schnittstelle auf und verknüpfen sie mit dem Produkt selbst oder Lieferanten oder Produktionsstandorten.
Aber wie soll uns das gelingen, wenn doch jeder stolz auf seine blühende Landschaftsmalerei ist?
Wie so oft im echten Leben denken viele Unternehmen, dass wir vielleicht doch noch irgendwie ohne größere Aufwände an den Vorgaben vorbeikommen. Unser Wirtschaftsminister Robert Habeck denkt sogar öffentlich darüber nach, das Lieferkettengesetz um eine gewisse Zeit national zu verschieben, abzuschwächen oder auszusetzen. Das wird die Nöte der Wirtschaft kurzfristig verringern und die enormen Aufwände jedoch nur in die nahe Zukunft schieben.
Das Gesetz ist jedoch durch den Beschluss nun endgültig in den Unternehmen angekommen.
Aber wo genau im Unternehmen wird die Umsetzung der Vorgaben diskutiert? Es ist kein reines Thema der IT-Abteilung, oder der Logistik-Abteilung oder der extra geschaffenen Nachhaltigkeitsabteilung. Es ist ein abteilungsübergreifendes Thema, weil es das ganze Unternehmen betrifft und bewegt. Deshalb können wir nicht nur die Applikationslandschaft eines einzigen Unternehmens isoliert betrachtet, sondern müssen alle Unternehmen und ihre überbetrieblichen Datenflüsse in unsere Lösungsansätze einbeziehen.
Es reicht also nicht, bis zur eigenen Wareneingangszone zu denken, sondern Unternehmen müssen tief in die Lieferkette hineinleuchten. Dadurch erwarten sehr viele Terrabyte an Daten, weil wir auf Chargen- und Stücklistenelement-Ebene denken werden müssen. Wir brauchen eine sehr starke Herzstück-Plattform und moderne Datenaustausch-Strategien.
Wir sprechen aktuell mit den Vorständen und platzieren dort unser neues “Gemälde” einer blühenden Applikationslandschaft der Zukunft mit einem heartpiece in der Mitte. Das heartpiece ist eine Plattform für europäische Unternehmen als Chance, das Bild neu zu zeichnen und neue Akzente in der Landschaft zu setzen.
Das Herzstück in der Mitte hat alle notwendigen Daten und gibt sie in alle Verkaufskanäle weiter. Alles passiert zentral an einem Ort in der Applikationslandschaft. Einzelne Applikationen müssen nicht aufwändig umprogrammiert werden – sie können so bleiben wie sie sind. Gern nah am Standard (das ist eh Strategie der ERP-Dienstleister wie SAP oder Microsoft).
Das neue Herzstück umfasst jetzt alle Produktdaten inklusive der zusätzliche Nachhaltigkeitsinformationen mit dem Ziel, dass alle Marken und Hersteller im Jahr 2027 den so genannten Digitalen Produktpass bereitstellen können und ihre Lieferkette transparent machen können.
Uns Endkonsumenten wird es freuen und wir kaufen doch heute schon gern nachhaltig – ohne Plastik, gern im Nachfüllpack oder Strom aus erneuerbaren Energien. Wie toll wäre es doch, wenn das neue Hemd oder der neue Rucksack nachweislich nachhaltig hergestellt wurde und das verpflichtend und vergleichbar ist? Es gibt bereits Green Choice Labels und den Grünen Knopf in Deutschland. Das sind aber freiwillige und nationale Maßnahmen. Was machen werden die großen Billigketten tun?
Mit unserer Expertise helfen wir dabei, isolierte Initiativen im Unternehmen zu harmonisieren und daraus einen Wettbewerbsvorteil für unsere Kunden zu ermöglichen. Zum Beispiel durch effizientere Datenaufbereitung und Bereitstellung. Weniger Schnittstellen in der Applikationslandschaft durch ein zentrales Herzstück.
Ich freue mich auf Euer/Ihr Feedback zu www.heartpiece.eu und freue mich darauf, mit Ihnen intensiv diskutieren zu können.
Rico
(Gründer von heartpiece gemeinsam mit Michael Ehlers)